Themen
- Medien
- Umbruchserfahrungen seit 1989/90
- Alltagserfahrungen
Biografisches
1967 geboren in einer Kleinstadt im Bezirk Potsdam, heute Land Brandenburg
1973–1983 Besuch der Polytechnischen Oberschule (POS) mit erweitertem Russischunterricht
1983–1986 Abitur mit gleichzeitiger Berufsausbildung als Werkzeugmacherin
1986–1987 Volontariat beim Rundfunk der DDR in Ost-Berlin
1987–1990 redaktionelle Mitarbeiterin beim Rundfunk der DDR
1889–1995 Fernstudium der Journalistik an der Universität Leipzig
seit 1990 verschiedenste Tätigkeiten in den Bereichen Jounalismus und Öffentlichkeitsarbeit in Berlin und Brandenburg und nach einer mehrjährigen Familienpause auch in Hannover
seit 2022 pädagogische Mitarbeiterin für Schülerinnen und Schüler, die am Gymnasium Deutsch als Zweitsprache lernen
Kurzbeschreibung
Hanka Nikolov wurde 1967 geboren und wuchs als Einzel- und Scheidungskind auf. Während ihre Mutter voll berufstätig war, besuchte sie die Krippe und den Kindergarten. Die Wohnverhältnisse in einer brandenburgischen Kleinstadt waren prekär. Die Familie hatte Verwandte in Westdeutschland, die gelegentlich zu Besuch kamen und auf Hanka Nikolov ganz anders als die Menschen in der DDR wirkten.
Die Pionierorganisation, die Freie Deutsche Jugend (FDJ) und die Jugendweihe erlebte sie „mitlaufend“. Sie war an religiösen Fragen interessiert, ging diesen jedoch aus Furcht vor Überwachung kirchlicher Kreise nicht nach. Aufgrund ihrer Herkunft – sie stammte nicht aus der sogenannten Arbeiterklasse – war ihr der reguläre Zugang zum Abitur verwehrt. Sie absolvierte eine Berufsausbildung mit Abitur und anschließend ein Volontariat beim Rundfunk der DDR. Ihre Zulassung zu einem Direktstudium Journalistik wurde mit der Begründung abgelehnt, sie sei politisch unreif und müsse sich erst bewähren. Infolgedessen arbeitete sie als redaktionelle Mitarbeiterin für „unpolitische“ Musik- und Ratgebersendungen beim Sender „Radio DDR“ in Ost-Berlin. Nach einer Zeit der „Bewährung“ durfte sie zwar kein Direktstudium der Journalistik, aber berufsbegleitend ein Fernstudium an der Universität Leipzig aufnehmen, das eine erhebliche Doppelbelastung mit sich brachte.
1989/1990 war Hanka Nikolov politisch nicht aktiv, sondern protestierte nur im Stillen, indem sie sich beispielsweise einer SED-Mitgliedschaft verweigerte, was im staatlichen Rundfunk nicht einfach war. Am 9. November 1989 war sie allein zu Hause in Ost-Berlin, sah die Pressekonferenz mit Günter Schabowski im Fernsehen und verschlief dann die Grenzöffnung. Die anschließende Umbruchszeit erlebte sie als aufregend, glücklich und rasant. Alsbald jedoch führte die schnelle Abwicklung des DDR-Rundfunks für sie zu einer existentiellen Krise, in der Arbeitslosigkeit drohte. Im Rahmen ihrer ersten Tätigkeit in West-Berlin nahm sie die zwischenmenschlichen Begegnungen als sehr erfreulich wahr. Bis heute ist die gewonnene Freiheit ein zentrales Lebensthema von Hanka Nikolov.