Zeitzeuge

Dr. Martin Morgner

Lutherstadt Wittenberg, Sachsen-Anhalt · Sachsen · Berlin · Brandenburg
* 1948

Wenn Politik versagt, können Literatur und Kunst Signale setzen.

Themen
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Medien

Biografisches

1948 geboren in Stollberg (Erzgebirge)
1966 Abitur an der Kreuzschule in Dresden
1966-1970 Direktstudium an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst
1970-1973 Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kellner und Missionar
1973-1975 Wehrersatzdienst als Bausoldat bei der Nationalen Volksarmee (NVA)
1975-1985 Puppenspieler und Dramaturg am Theater in Gera (Thüringen)
1978-1983 Fernstudium an der Theaterhochschule in Leipzig
1985-1989 freiberuflicher Dramaturg, Regisseur, Journalist und Autor
1990-1994 Tätigkeiten als Kommunal- und Kulturpolitiker in Berlin sowie als Dokumentar bei der Robert-Havemann-Gesellschaft
ab 1995 Dramaturg und Direktor an den Theatern Gera-Altenburg und Chemnitz
ab 2006 Student, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, 2012 Promotion zum Dr. phil.
2009-2019 Tätigkeit als Dozent an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena
bis heute Autor von Sachbüchern und gelegentlich Regisseur am Theater


Veröffentlichungen (Auswahl)

Martin Morgner: Zersetzte Zeit. 1973-1984. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2015.
Martin Morgner: In die Mühlen geraten. Porträts von politisch verfolgten Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena zwischen 1967 und 1987. Weimar: Wartburg Verlag (seit Ende 2017 c/o Evangelische Verlagsanstalt), 2010.
Martin Morgner: Deckname „Maske“. Die Künstlergemeinschaft Mecklenburg 1980/81. Berlin: Robert-Havemann-Gesellschaft, 1995.


Dr. Martin Morgner kann als Zeitzeuge in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Berlin und Potsdam angefragt werden.

Kurzbeschreibung

Die von der „sozialistischen Gesellschaft“ gebotenen Bildungsmöglichkeiten habe ich umfassend nutzen können, da war meine Herkunft als Arbeiterkind nicht hinderlich. Die alltägliche Arbeitspraxis als „Diplomwirtschaftler“ konnte ich mit meinen Hoffnungen und Ideen aber nicht in Einklang bringen.
Die „Organe des Staatsapparates“ trieben mich in die künstlerische Opposition.
In den 1990er-Jahren, konfrontiert mit den trockenen Berichten von Spitzeln, sah ich mein Leben abgeheftet in den Aktenordnern der Staatssicherheit. Darin fand ich Kopien von privaten Briefen, Aufzeichnungen der in meiner Wohnung installierten Wanzen und vor allem auch negative Deutungen meiner Gedichte, Liedtexte und Theaterstücke. Die Auseinandersetzung mit den Kommentaren und Zersetzungsstrategien des sich selbst als menschlich ausweisenden, in Wirklichkeit jedoch aggressiven Überwachungsstaates DDR hinterließen Beweise dafür, dass ich offen meine Meinungen geäußert hatte und die Ohren der Herrschenden verstopft waren von ihren Ängsten, ihre Köpfe gefüllt mit Misstrauen und Strafandrohungen.
Beide Seiten einer Vergangenheit können nun nachgelesen und nachgehört werden – zum Beispiel in den Büchern „Deckname ‚Maske‘. Die Künstlergemeinschaft Mecklenburg 1980/81“ und „Zersetzte Zeit. 1973-1984“.