Zeitzeuge

Gisela Meyer

Berlin, Berlin
* 1946

Ich hätte nie gedacht, dass ich die Grenzöffnung erlebe und hatte nicht geglaubt, dass es eine Wiedervereinigung ohne Gewalt geben könnte.

Themen
  • Mauerbau 13. August 1961
  • Grenzerfahrungen
  • Mauerfall 9. November 1989
  • Alltagserfahrungen

Biografisches

1946 geboren in Berlin
1962 Mittlere Reife
Bis 1966 Ausbildung zur Krankenschwester
Seit 1969 verheiratet
Bis 1971 Intensivpflegeschwester im Zehlendorfer Behring-Krankenhaus; Aufbau und zuletzt Leitung der internistischen Intensivpflegestation
Bis 1981 Kindererziehungszeit (zwei Töchter)
1981-2010 Gemeindekrankenschwester der Kirchengemeinde Giesensdorf in Lichterfelde-Süd in der häuslichen Krankenpflege
ehrenamtlich bis heute in der Seniorenarbeit der Kirchengemeinde aktiv, z.B. Hausbesuche, Organisation eines Seniorenarbeitsteams sowie von Umlandausflügen und Reisen, Geburtstagsfeiern, kulturellen Veranstaltungen etc.
Mitgliedschaft in den Heimatvereinen Berlin-Steglitz und Teltow
Seit 1990 Sammlerin von Roll- oder Mangeltüchern, Laienforscherin zum selben Thema mit bisher dreizehn nichtkommerziellen Ausstellungen in Museen im In- und Ausland
Seit ca. 2007 Beteiligung an dem lokal heimatkundlich/historischen Internet-Auftritt www.lichterfelde-süd.de

Kurzbeschreibung

Seit Geburt wohne ich in der unmittelbaren Nähe der Stadtgrenze Berlin-Brandenburg am Ostpreußendamm (ehemals Berliner Straße) in Berlin-Lichterfelde-Süd. So habe ich alle Auswirkungen der Politik und die damit verbundenen Veränderungen der Stadtgrenze und des hiesigen Lebens hautnah miterlebt: Ab 1952 durften wir Westberliner nicht mehr in die DDR einreisen, sodass seitdem für mich unmittelbar hinter unserem Haus die Welt zu Ende war. Bis zum Mauerbau kamen bei uns täglich hunderte Menschen als Pendler aus dem Umland zur Arbeit nach Berlin, auch Gespräche mit den Grenzpolizisten waren noch möglich. Das endete am 13. August 1961 abrupt, und ich erlebte mit, wie die Grenze nach und nach mit ihren Sperren perfektioniert wurde und sich das Leben in meinem Kiez veränderte. Besonders bedrückend war das Miterleben eines missglückten nächtlichen Fluchtversuchs Anfang der 1970er-Jahre. Aber auch Schüsse, sogar in das Fenster unserer Nachbarwohnung, hinterließen ein beklemmendes Gefühl. Ich arrangierte mich – so gut es ging – mit meiner Familie mit diesen Verhältnissen. Die Tage nach dem Mauerfall erlebte ich in einem völlig euphorischen Glücksgefühl, besonders als am 14. November 1989 am Ostpreußendamm/Philipp-Müller-Allee die Grenze geöffnet wurde.

Berichte (Auswahl)

Anlässlich des 60. Jahrestages des Mauerbaus hat der regionale Fernsehsender teltOwkanal Zeitzeuginnen interviewt. In dem am 13.08.2021 veröffentlichten Video kommt auch Gisela Meyer zu Wort.

"28 Jahre Mauer konnte sich keiner vorstellen. Am 13. August 1961 begann die DDR, ihre Bürger einzusperren – zwei Zeitzeugen blicken zurück". Artikel von Hansjörg Friedrich Müller (Text) und Hannes Jung (Bilder), Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2021.

"In der Wohnung nebenan gab es Einschusslöcher". Gisela Meyer erinnert sich an das Leben in unmittelbarer Nähe der Berliner Mauer und spricht über ihre Zeitzeugentätigkeit. Artikel von Kevin Hanschke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2021.

"Teltow und Lichterfelde feiern den Mauerfall. Als die Grenzer plötzlich lachten". Artikel von Eva Schmid (Text) und Manfred Thomas (Foto), in dem u. a. Gisela Meyer berichtet, wie in der Nachbarschaft des ehemaligen Grenzübergangs zwischen Teltow und Lichterfelde an den 30. Jahrestag der Grenzöffnung erinnert wird. Tagesspiegel, 09.11.2019.

"Grenzer im Wohnzimmer - Gisela Meyer erlebte die Mauer aus nächster Nähe". In einem Interview berichtet Gisela Meyer vom Mauerbau, vom Leben mit der Mauer und vom Herbst 1989. Berliner Morgenpost, 27.10.2014