Zeitzeuge

Steffen Lutz Matkowitz

Mettmann, Nordrhein-Westfalen
* 1952

Kein Bruttosozialprodukt kann die Menschenrechte ersetzen.

Themen
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • deutsche Einheit
  • Ausreise/Ausbürgerung

Biografisches

1952 in Leipzig geboren
in der Kinderzeit Klavierunterricht, Ballettunterricht, Artistik
10-klassige polytechnische Oberschule in Leipzig (keine Zulassung zum Abitur)
1976-1978 Facharbeiter für Filmwiedergabetechnik an der Zentralen Betriebsschule des Lichtspielwesens
1978 Abendschule Abitur
1979-1983 Studium Kulturwissenschaft (Fernstudium)
1979-1983 Gründung und Leitung des Kabaretts "Lindenauer Brettl", Regie, Kabarettist
1983-1986 Berufsverbot, Arbeitslosigkeit in der DDR
1986 Ausreise nach Westdeutschland - freiberuflicher Referent, Kabarettist, Tätigkeit in niederl. Stiftung "Parität"
1995 Wiedereröffnung "Kabarett Lindenauer Brettl - Leipziger Brettl" in Leipzig, freiberuflicher Kabarettist, Regie, Texter

Mögliche Themen bei Zeitzeugengesprächen:

- Jugend in der SED-Diktatur
- Politisch-satirisches Kabarett in einer Diktatur - Auftrittsverbote
- Die "innere" Zensur beim Schreiben von Texten in einer Diktatur - der "sozialistische" Kabarettist
- Die deutsche Einheit

Kurzbeschreibung

Seit Kindheit bestand mein Wunsch, "auf den Brettern der Welt" zu stehen. Mein Studienwunsch "Schauspieler" wurde wegen Verweigerung der Teilnahme an der vormilitärischen Ausbildung 1977 und meinem FDJ-Austritt nicht möglich. Durch einen Trick (Fälschung der Delegierung zur Abendschule) war es mir möglich, an der VHS mein Abitur nachzuholen. 1976 wurde ich wegen staatsfeindlicher Zusammenrottung verhaftet und drei Wochen lang zur "weiteren Befragung" täglich durch das MfS abgeholt. Nach dem Studium der Kulturwissenschaft war ich Leiter eines Leipziger Kulturhauses und gründete das Kabarett "Lindenauer Brettl". Regelmäßig erhielt ich Aufführungsverbote, 1983 dann Berufsverbot. 1986 wurde mir u.a. durch eine niederländische Protestaktion die Ausreise in die Bundesrepublik ermöglicht. Von dort aus habe ich  Protestaktionen für die Freilassung politischer Gefangener in der "DDR" organisiert und als  freiberuflicher Referent für politische Stiftungen und das Gesamtdeutsche Institut gearbeitet, immer wieder überwacht durch das MfS. Seit 1987 habe ich als Kabarettist in Westdeutschland, den Niederlanden, Belgien und Dänemark gewirkt und 1995 die künstlerische Leitung meiner wieder eröffneten Kleinkunstbühne "Leipziger Brettl" übernommen.