Zeitzeuge

Alexander Latotzky

Berlin, Berlin
* 1948

Auf der Suche nach meiner Kindheit bin ich über zahlreiche Geschichten anderer Kinder gestolpert, die das Gleiche erlebt haben.

Themen
  • Mauerbau 13. August 1961
  • Staatssicherheit
  • Heimerfahrungen
  • historische Aufarbeitung
  • Ausreise/Ausbürgerung

Biografisches

1948 in Bautzen, im Speziallager Nr. 4 geboren
1948-1950 Verlegung mit der Mutter in das Speziallager Nr. 1 nach Sachsenhausen und in den DDR-Strafvollzug nach Hoheneck
1950-1957 Unterbringung in verschiedenen Kinderheimen
1957 Übergabe an die inzwischen entlassene Mutter in West-Berlin
Kunst- und Sportstudium, Tätigkeit in der Erwachsenenbildung
Trainer der Frauen-Nationalmannschaft im Rugby
ab 1990 Forschung zu Kindern aus den Lagern und Gefängnissen der SBZ/DDR
Sprecher der Gruppe der Kinder aus den Lagern und Vorsitzender des Bautzen-Komitees
2010 Verleihung des Bürgerpreises zur deutschen Einheit
2020 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
 

Veröffentlichungen (Auswahl)

Hinter Stacheldraht geboren. Die Kinder der sowjetischen Lager in Deutschland. ARD, 2008.
Kindheit hinter Stacheldraht. Die Kinder von Sachsenhausen. WDR, 2000.

Kurzbeschreibung

Alexander Latotzky kam 1948 im sowjetischen Speziallager Bautzen zur Welt. Seine Mutter Ursula Hoffmann wurde 1946 wegen angeblicher "Agententätigkeit für eine ausländische Macht" zu 15 Jahren Strafarbeitslager verurteilt. Im Speziallager Torgau lernte sie einen Wachsoldaten kennen. Nachdem sie von ihm schwanger wurde, verurteilt man diesen zu sechs Jahren Arbeitslager. Ursula Hoffmann verlegte man zur Entbindung nach Bautzen, später mit dem Sohn in das Speziallager nach Sachsenhausen und schließlich in den DDR-Strafvollzug nach Hoheneck. Die Behörden trennten beide, Latotzky verbrachte die nächsten sieben Jahre in verschiedenen Kinderheimen. Als er 1954 für einige Zeit zu einer Familie kam, befürchtete die Mutter in der Haft ihr Kind endgültig zu verlieren. Damit es wieder zurück ins Heim kam, willigte sie in die Zusammenarbeit mit dem MfS ein. 1956 wurde sie aus der Haft entlassen und mit einem Spionageauftrag nach West-Berlin geschickt. Der Sohn blieb dagegen als „Faustpfand“ in der DDR. 1957 durfte auch er nach West-Berlin ausreisen. Kurz darauf stellten der KGB und das MfS die Verbindung wegen Erfolglosigkeit ein. Ursula Hoffmann starb mit 41 Jahren an den Folgen der Haft. Nach der deutschen Einheit begann Latotzky mit der Aufarbeitung seiner eigenen Biografie und entdeckte dabei zahlreiche ähnliche Schicksale, die er in einem Buch und auf www.kindheit-hinter-stacheldraht.de dokumentiert. Im Zuge dieses Prozesses lernte er im Jahr 2000 seinen leiblichen Vater kennen.

Alexander Latotzky, der 1948 im sowjetischen Speziallager Nr. 4 in Bautzen geboren wurde, berichtet von seiner Kindheit in Bautzen und den anschließenden Jahren in einem Kinderheim.

Materialien und Berichte

Internetseite von Alexander Latotzky www.kindheit-hinter-stacheldraht.de

Rede von Alexander Latotzky anlässlich des Volkstrauertags 2013 in der Gedenkstätte Bautzen.

"Kindheit hinter Stacheldraht": Ausstellung zum Speziallager Buchenwald - Alexander Latotzky wurde 1948 im Lager Bautzen geboren. 70 Jahre nach der Einrichtung des Speziallagers in Buchenwald eröffnete die Ausstellung "Kindheit hinter Stacheldraht" in Weimar. Interview mit Alexander Latotzksy in der Thüringischen Landeszeitung, 22.06.2015. Über die Ausstellung berichtete auch die Thüringer Allgemeine: "Geboren hinter Gittern", 19.06.2015.

"Ein Schicksal wie ein Roman von Charles Dickens" - ausführlicher Bericht über Alexander Latotzky im Stern, 32/2001.