Zeitzeuge

Dr. Martin Hoffmann

Karlsruhe, Baden-Württemberg
* 1930
† 2018

Die Ereignisse von 1989/90 waren der zweite Höhepunkt des deutschen Widerstands gegen die kommunistische Diktatur nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953.

Themen
  • deutsche Einheit
  • politische Haft
  • Mauerfall 9. November 1989
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1930 in Oederan (Sachsen) geboren
1950-1951 Student an der Ingenieurschule Mittweida (Sachsen)
1951-1955 Verhaftung wegen politischer Tätigkeit, Zwangsarbeit im sowjetischen GULag in Workuta
1955 Rückkehr nach Deutschland, in die Bundesrepublik
1956-1961 Studium der Elektrotechnik (Diplom-Ingenieur), danach Berufstätigkeit
1968 Gründungsmitglied von „Amnesty International“ im Raum Karlsruhe
1990 Ende der Berufstätigkeit und Studium der Geschichte und Philosophie an der Universität Karlsruhe (Technische Hochschule)
2001 Gründung des Zeitzeugenmuseums in Karlsruhe und 2002 in Oederan (Sachsen)
2006 Promotion im Fach Philosophie
2008 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
2010 Mitarbeit in der Gedenkstätte „Bautzner Straße Dresden“

Dr. Martin Hoffmann ist leider am 02.06.2018 verstorben.

Kurzbeschreibung

Als Student gründete ich eine Menschenrechtsgruppe, die sich mit den Schicksalen Verschwundener befasste. Dafür wurde ich am 24.10.1951 von der Staatssicherheit (MfS) verhaftet und an die sowjetische Armee übergeben, die mir sofort das Todesurteil verkündete. Das Urteil wurde später zu dreimal 25 Jahren Zwangsarbeit im sowjetischen Arbeits- und „Besserungslager“ Workuta abgeändert. Als der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 in Moskau die Freilassung der letzten 10.000 Kriegsgefangenen und politischen Häftlinge aus der Sowjetunion erwirkte, kehrte auch ich in die Bundesrepublik zurück. Danach engagierte ich mich auch im Westen für Menschenrechte, z. B. bei "Amnesty International", und ich gründete ein Archiv für Zeitgeschichte.
Beim Mauerfall 1989 war ich dabei, um die Sternstunde unseres Widerstands zu erleben. Dieser Impuls war für mich der Anlass, zwei Zeitzeugenmuseen zu gründen, Vorträge zu halten und mit 76 Jahren in Geschichtsphilosophie über Sokrates zu promovieren. Beide Zeitzeugenmuseen haben das Ziel, an das begangene Unrecht in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR zu erinnern.
2008 erhielt ich für mein Engagement das Bundesverdienstkreuz sowie weitere Auszeichnungen. Bis heute publiziere ich weiterhin und halte Zeitzeugenvorträge über meine Erfahrungen mit dem SED-Regime.

Berichte

"Die Verehrung von Adenauer ist geblieben. Vom Verschleppten zum Kämpfer der Menschenrechte", Zeitungsbericht in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 9. November 2011.