Zeitzeuge

Peter Heubach

Sonneberg, Thüringen
* 1963
† 2020

Die Seelen der Kinder sind unantastbar! (Jörn Mothes)

Themen
  • Staatssicherheit
  • Grenzerfahrungen
  • Mauerfall 9. November 1989
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1963 geboren in Sonneberg (Thüringen)
1966-1970 Kindergarten Sonneberg-Malmerz
1970-1978 Besuch der Polytechnischen Oberschule (POS) "Thomas-Müntzer" Sonneberg II (Abschluss achte Klasse)
1978-1981 Lehrausbildung zum Transport- und Lagerfacharbeiter im Volkseigenen Betrieb (VEB) Thuringia Sonneberg
1980-1982 Besuch der Volkshochschule Sonneberg (Abschluss 10. Klasse)
1982-1983 dreijähriger "Ehrendienst" im Wachregiment "Felix Dzierzynski" (Entlassung aus disziplinarischen Gründen)
1984 Erwerb des LKW-Führerscheins, keine Genehmigung den Beruf des Kraftfahrers auszuüben
1983-1989 Transportarbeiter im VEB Thuringia Sonneberg
1986/87 Ablehnung für ein Studium mit Meisterabschluss wegen angeblicher Unfähigkeit für die Arbeit im Kollektiv
1989 Rettungsschwimmer im Ostseebad Zingst
1990 Kraftfahrer bei der Großhandelsgesellschaft (GHG) Kulturwaren und Molkerei Sonneberg bis zu deren Auflösung
1991-2000 Tätigkeit in der Stadtverwaltung Sonneberg
1998 Rehabilitierung nach dem Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz, anerkannt als Opfer des MfS
ab 2000 Tätigkeit als Schwimmmeister und berufliche Umorientierung als Kraftfahrer
2010 Fördermitglied der "Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft" (UOKG) Berlin
2013 Aufnahme in die Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS)
1993-2018 Mitarbeit im Arbeitskreis Geschichte im Landesverband der SPD in Thüringen und im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
heute Tätigkeit als Schwimmmeister in Sonneberg

Peter Heubach ist leider am 13.03.2020 verstorben.

Kurzbeschreibung

Schon früh hatte mich das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Visier. Immer wieder sollte ich für einen verlängerten Wehrdienst und als Inoffzieller Mitarbeiter für das MfS geworben werden. Mir wurde erklärt, dass dies die "Vorbereitung zum Wehrdienst" sei. Es kam allerdings bald zum Bruch mit dem MfS, weil ich mich nicht an das Konspirationsprinzip hielt. Ich sprach offen über Geheimnisse des MfS. Am 01. Oktober 1982 wurde ich zum Wachregiment einberufen. Am 25.11.1983 wurde ich aus "gesundheitlichen und disziplinarischen" Gründen ausgemustert. Nach meiner Ausmusterung stellte ich 1984 einen Antrag auf eine Weiterbildung zum Industriemeister, die mit der Begründung abgelehnt wurde, dass ich unfähig sei, ein Produktionskollektiv zu führen. Auch den Beruf des Kraftfahres durfte ich nicht ausüben. 1986 kam es dann zu einer Auseinandersetzung mit dem Parteisekretär des VEB Thuringia Sonneberg. Als ich einen Antrag auf eine Reise mit "Jugendtourist" in Richtung Österreich und Bundesrepublik stellte, wurde auch dieser abgelehnt. Mein ursprünglicher Plan war, mich während der Reise im Bereich Coburg/Bayern abzusetzen und meinen Wohnort dorthin zu verlegen, da ich keine Zukunft mehr in der DDR sah. Trotzdem wurde ich kurze Zeit Helfer der Polizei, wurde jedoch danach von Mitarbeitern des MfS festgenommen, was zum endgültigen Bruch mit der DDR führte. Weitere Anwerbungsversuche der SED-Kampftruppen scheiterten. Die Vorbereitung eines "Operativen Vorgangs" wurde durch den Fall der Mauer verhindert.

Bericht

"Junge Menschen über die DDR-Diktatur aufklären" - Peter Heubach mit einem Gastkommentar in der Ostsee-Zeitung, 27.1.2017.

Zeitzeugenbericht

Peter Heubach gibt in seinem Bericht einen Einblick in sein Leben in der DDR. Er beschreibt seine Kindheit, den Anwerbeversuch durch das Ministerium für Staatssicherheit und schildert die Einberufung zum Wachregiment. In seine Darstellung hat er auch die Jahre bis 1989 einbezogen.