Zeitzeuge

Kerstin Gueffroy, geb. Kuzia

Berlin, Berlin
* 1967

Niemals mehr darf so etwas Kindern und Jugendlichen passieren, dass sie in ihrer Persönlichkeit und Entwicklungsphase so unmenschlich gebrochen werden.

Themen
  • Heimerfahrungen
  • Bildung/Erziehung

Biografisches

1967 geboren in Ost-Berlin
1973-1985 Schulausbildung
1985 Tätigkeit als Beikoch im Großbetrieb
1987-1990 Lagerarbeiterin im Textil-Großhandel
bis 1993 Mutterjahr und arbeitslos
1993 Umschulung zur Bürogehilfin
1994 befristete Arbeit als Sachbearbeiterin im Arbeitsamt
1995-1996 arbeitslos
1996-1999 stellvertretende Projektleiterin in einem Kinderprojekt mit Schulungszertifikaten für die Betreuung von Behinderten und Hortkindern
1999-2007 Zusteller bei der Deutschen Post AG
seit 2007 berufsunfähig berentet
seit 2008 Mitglied der "Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e. V.", Mitglied im Verein VOS (Vereinigung der Opfer des Stalinismus), Zeitzeugin in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
2011 bis März 2013 Beauftragte der UOKG in der Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder
seit 2012 Mitarbeit als Zeitzeugin im Zeitzeugenprojekt "Checkpoint Q"
Oktober 2012 Auszeichnung durch das Land Hessen als "Botschafter für Freiheit und Demokratie"
 

Veröffentlichung

Kerstin Gueffroy: Die Hölle von Torgau. Wie ich die Heim-Erziehung der DDR überlebte, Verlag Orell Füssli 2015. Trailer zum Buch.

Kurzbeschreibung

Kerstin Gueffroy, geb. Kuzia, wurde 1967 in Ost-Berlin geboren. Ihre Kindheit war von Aufenthalten in verschiedenen Erziehungseinrichtungen der DDR geprägt. Bereits mit sieben Jahren verbrachte sie ein dreiviertel Jahr in einer psychiatrischen Einrichtung. 1981 wurde sie von der Mutter, die sich an das Jugendamt gewendet hatte, in einem Spezialkinderheim untergebracht und schließlich zur Adoption freigegeben. Bis zu ihrer Volljährigkeit war sie dann wechselnd in einem Spezialkinderheim, in verschiedenen Durchgangsheimen und im offenen Jugendwerkhof Hummelshain untergebracht. Viereinhalb Monate verbrachte Kerstin Gueffroy zudem im Geschlossenen Jugendwerkhof (GJWH) Torgau – ein für sie einschneidendes Erlebnis. Sie wurde beschuldigt, eine "Gruppenentweichung" geplant zu haben.
Heute arbeitet sie ihre Erlebnisse in der Öffentlichkeit als Zeitzeugin auf und hat rund 300 ehemalige Heim- und Jugendwerkhofkinder betreut und beraten. Sie berichtet an Schulen über ihre Jugendzeit und macht das Erlebte begreifbar. Ihre Biografie hat sie der Autorin Grit Poppe für das Buch „Weggesperrt“ und der Choreografin Golde Grunske für die Tanzperformances „Schocktherapie“ und „das leben danach“ zur Verfügung gestellt. Das Buch „Weggesperrt“ wurde 2010 mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Demokratie ausgezeichnet.

Kerstin Gueffroy berichtet über ihre Zeit im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau.

Berichte

Heimerziehung in der DDR (Dokumentation des Deutschlandfunk, 26.4.2012, Beitrag von Isabel Fannrich)

Kinder und Jugendliche erlebten in DDR-Heimen Gewalt und Erniedrigung. Besonders gefürchtet war der "Jugendwerkhof" Torgau.

 

"Mir fällt immer wieder meine Jugend auf die Füße" - Kerstin Gueffroy im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 25.09.2015.