Zeitzeuge

Herbert Ewen

Altenholz, Schleswig-Holstein
* 1939

Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. (Volksweisheit aus China)

Themen
  • politische Haft
  • Flucht/Fluchthilfe
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • Sport

Biografisches

1939 geboren in Rostock
1955-1958 Ausbildung zum Maschinenschlosser, halbtags Fußballprofi in Rostock, Abendschule
1959-1963 Studium am Pädagogischen Institut in Karl-Marx-Stadt
1963-1969 Lehrer mit acht Wochenstunden und Fußballprofi in der 2. Liga in Rostock
1969-1973 Ausbildungsoffizier auf dem Motorschiff „J. G. Fichte“ der Deutschen Seereederei Rostock (DSR)
1972 Aufnahme in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)
1973 Beendigung der Seefahrt nach einer Denunziation wegen ''Vorbereitung Flucht"
1973-1981 Ausbildungsoffizier in einer Landeinrichtung der DSR
1981-1983 Haft in Cottbus wegen ''Nichtanzeige der Fluchtvorbereitung der Schwester"
1983 zunächst Entlassung aus der Haft und dann Übersiedelung mit der Familie in die Bundesrepublik Deutschland
1984 Referendariat in Bremen
1985-2004 Berufsschullehrer in Kiel
2004 Eintritt in den Ruhestand 
2004-2014 Lehrer mit 16 Wochenstunden an der Technischen Akademie Nord in Kiel

Kurzbeschreibung

Am 18. Mai 1981 trat ich eine Seereise als Ausbildungsoffizier auf dem Stückgutfrachter MS „Leipzig“ vom Typ Meridian an, um mir das Wissen für die neue Technik (Automatik) anzueignen. Nach dem Anlaufen in Hamburg nahm ich unerlaubt Kontakt mit dem in Hamburg lebenden Freund meiner Schwester auf und erfuhr von der Vorbereitung einer Schleusung meiner Schwester. Sie und ihre beiden Kinder sollten in einem Tankwagen mit eingebautem Versteck in die Bundesrepublik Deutschland gebracht werden. Nun war ich Mitwisser dieser Straftat. Die Schleusung wurde verschoben, da meine Schwester nach Besteigen des Versteckes Platzangst verspürte. Die ''beste Freundin" zeigte die Tat bei der Stasi an. Der Fahrer des Tankwagens wurde noch an der Grenze aufgehalten. Er erhielt fünf Jahre Freiheitsentzug und wurde nach neun Monaten Haft von der BRD-Regierung freigekauft. Meine Schwester erhielt zwei Jahre Haft, ihr 18-jähriger Sohn ein Jahr und sechs Monate und ich erhielt ein Jahr und zwei Monate Haft. 1983 sind alle Verurteilten in die Bundesrepublik Deutschland entlassen worden.