Zeitzeuge

Verena Ersfeld

Mainz, Rheinland-Pfalz
* 1965

Gib das, was dir wichtig ist, nicht auf, nur weil es nicht einfach ist. (Albert Einstein)

Themen
  • politische Haft
  • Heimerfahrungen
  • Flucht/Fluchthilfe
  • Freikauf

Biografisches

1965 in Erfurt geboren, verheiratet, ein Kind
1982 Unterbringung im Kinderheim in Eisenach und Schulabschluss 10. Klasse
1983 Ausbildungsbeginn Krankenpflege
September 1983 erster Fluchtversuch und in der Folge Untersuchungshaft und Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe
1984 erster Ausreiseantrag und Ausschluss von der Ausbildung
1985-1988 monatliche Erneuerung der Ausreiseersuchen
ab 1985 Kontaktaufnahme mit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag und mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main
1988 Verhaftung wegen ''landesverräterischer Nachrichtenübermittlung'', ''mehrfacher ungesetzlicher Verbindungsaufnahme'' sowie ''Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit'' und Verurteilung zu drei Jahren Freiheitsstrafe
1988-1989 Inhaftierung in Erfurt, Hoheneck und Halle (Saale)
07.03.1989 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
1989-1992 Ausbildung zur Krankenschwester und Arbeit in diesem Beruf
1996-2000 Studium der Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik
1997-2008 Personalreferentin bei der Dresdner Bank
ab 2005 Einsätze als Zeitzeugin in Gymnasien, Mitglied im Schulelternbeirat, Kurselternsprecherin, ehrenamtliche Beratung als Tierpsychologin
ab 2008 Weiterbildungen in den Bereichen Wirtschaftsmediation, Personal Coaching und Tierpsychologie
2008 bis heute selbstständig

Kurzbeschreibung

Als junger Mensch durfte Verena Ersfeld kein Abitur machen, weil die politische Gesinnung der Familie – die Eltern waren beispielweise Mitglieder in liberalen DDR-Blockparteien – nicht die richtige war. Sie konnte viele Familienangehörige nur selten sehen, obwohl sie wenige hundert Kilometer entfernt, aber getrennt durch die innerdeutsche Grenze lebten. Diese Erfahrungen waren für Verena Ersfeld nicht hinnehmbar und unverständlich. Für sie war es daher logisch und folgerichtig, die innerdeutsche Grenze zu überwinden, gleichgültig welche Konsequenzen dies nach sich ziehen würde. Aus der Schulzeit wusste sie, dass es in der DDR kein Spaziergang ist, eine andere Meinung zu haben, insbesondere zu politischen Themen.
1983 versteckte sie sich auf der Rückreise aus Berlin in einem Zug, der nach Frankfurt am Main weiterfahren sollte. Am Grenzbahnhof Gerstungen wurde sie aufgegriffen und erhielt in der Folge eine Bewährungsstrafe. Dennoch erneuerte sie in den nächsten Jahren ihre Ausreiseanträge. Nach einer Verurteilung 1988 zu drei Jahren Freiheitsstrafe und Haft in verschiedenen Gefängnissen wurde Verena Ersfeld 1989 freigekauft.
Heute, im Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre, hat sie ihren eigenen Weg nie bereut, auch wenn er Spuren hinterlassen hat.