Zeitzeuge

Tim Eisenlohr

Berlin, Berlin
* 1973

Echte Freiheit ist nichts, was man Dir geben oder nehmen kann. Echte Freiheit entsteht einzig und allein in Deinem Kopf.

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Mauerfall 9. November 1989
  • Staatssicherheit
  • Ausreise/Ausbürgerung
Sprache
  • Englisch

Biografisches

1973 geboren in Berlin-Mitte
1980-1983 Besuch der POS "Arkadi Gaidar" in Berlin-Niederschöneweide
1983-1989 Besuch der POS "Erich Weinert" in Berlin-Treptow
1987 Verhaftung bei der Durchsuchung der Umweltbibliothek in Berlin
1989 Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland
1989-1993 Besuch der Waldorfschule "Rudolf Steiner" in Berlin-Zehlendorf
1994-1995 Zivildienst in der "Sonnenhalde"-Einrichtung für seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche mit angeschlossener Sonderschule, Einsatz in der Reittherapie
1997 Prüfung zum Trainer IPZV (Trainer für Islandpferde)
1995-2006 Arbeit als Trainer und Reitlehrer in Island, der Schweiz und in mehreren deutschen Bundesländern
2006-2017 wohnhaft auf der Nordseeinsel Amrum und Arbeit mit Islandpferden
seit 2018 wohnhaft in Berlin

Kurzbeschreibung

Tim Eisenlohr verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin. Schon früh wurde er politisch aktiv. In der Schule geriet er schnell in Konflikte mit Lehrern und der Direktorin, etwa durch kritische Fragen und provokante Aktionen wie das Umdrehen eines Kalenders der Nationalen Volksarmee (NVA) oder durch das Tragen christlicher Symbole. Mit zwölf Jahren trat er bei den Thälmann-Pionieren aus. Über ein Jugendlager der evangelischen Kirche erfuhr er von der Existenz der Umweltbibliothek (UB) Berlin in der Zionskirche. 1987 fing er an, sich in der UB zu engagieren, überwiegend im Ausleihdienst und bei der  Herstellung der Umweltblätter. In der Nacht vom 24. zum 25. November 1987 wurde der 14-jährige Tim zusammen mit sechs anderen Mitarbeitern der UB verhaftet. Als einer der Ersten wurde er nach einem achtstündigen Verhör in der MfS-Zentrale wieder freigelassen. Bis 1989 blieb er weiter in der UB aktiv. Im Sommer 1989 reiste er zusammen mit seiner Familie nach West-Berlin aus. Seine Eltern hatten schon Jahre zuvor einen Ausreiseantrag gestellt. Die Familie hoffte in West-Berlin auf bessere Therapiemöglichkeiten der Krebserkrankung der Mutter. Hier engagierte er sich bei "Peace Bird", einer Kinder- und Jugendorganisation für atomare Abrüstung und bei "amnesty international", wo er bald eine eigene Jugendgruppe mit den Schwerpunkten Rumänien und Sri Lanka gründete. Mit dem Beginn des Zivildienstes beendete er sein politisches Engagement und wandte sich der Arbeit mit Islandpferden zu. Er verbrachte insgesamt anderthalb Jahre in Island und zeitweise auch in der Schweiz, um dann später in verschiedenen deutschen Bundesländern als Trainer zu arbeiten. Von 2006 bis 2017 lebte er auf der Nordseeinsel Amrum, 2018 kehrte er nach Berlin zurück.


Videointerview

Tim Eisenlohr erzählt, wann er sich das erste Mal als "DDR-Zeitzeuge" gesehen hat, wie Zeitzeugen "Brücken ins Heute" schlagen können und was Schülerinnen und Schüler an seiner Lebensgeschichte besonders interessiert. Das Interview wurde auf der 3. Regionalkonferenz am 29.11.2013 in Berlin aufgenommen. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Interview führte Miriam Menzel von der Kooperative Berlin.

Bericht

"Gegen den Strom" - Tim Eisenlohr berichtet von seiner Jugend, von Opposition und und Staatssicherheit. Pernzlauer Berg Nachrichten, 8.10.2014

MfS-Aktion "Falle" gegen die Umweltbibliothek: In der Nacht vom 24. zum 25. November 1987 ist die Ost-Berliner Umweltbibliothek Ziel eines Überfalls des Staatssicherheitsdienstes. Auch Tim Eisenlohr wird damals verhaftet und acht Stunden lang verhört. Der Artikel auf www.jugendopposition.de schildert den Hintergrund der Aktion und erzählt, warum er sich für die Stasi als folgenschwer herausgestellt hat.

Interview

"Für mich war klar, ich verrate nichts" - In dem Gespräch erinnert Tim Eisenlohr sich an seine Verhaftung im November 1987. Er erzählt auch von seinen Erfahrungen in der Schule, von der Reaktion seiner Eltern und geht auf seine Gründe für die Beteiligung an der oppositionellen Arbeit ein.