Zeitzeuge

Berthold Dücker

Geisa, Thüringen · Hessen
* 1947

Das US-Camp „Point Alpha" ist ein wichtiges und einzigartiges Zeitzeugnis unserer jüngsten Geschichte.

Themen
  • Medien
  • historische Aufarbeitung
  • Grenzerfahrungen
  • Flucht/Fluchthilfe

Biografisches

1947 in Geismar (Rhön) geboren
1964 Abschluss der Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule
1964 Flucht in die Bundesrepublik Deutschland durch den Minengürtel
1964-1965 Schriftsetzerlehre
1965-1967 Redaktionsvolontariat in Fulda; danach Redakteur/Chefredakteur bei verschiedenen Zeitungen unter anderem in Lauterbach, Neumünster, Hildesheim, Kassel
1973 erste Reise in die DDR nach der Flucht, erstes Wiedersehen mit der Familie, allerdings außerhalb der Sperrzone
1975 keine Erlaubnis für einen Familienbesuch durch die DDR-Behörden, obwohl nach Grundlagenvertrag gestattet
1988 erster Besuch im Elternhaus nach der Flucht wegen Erkrankung des Vaters und ein Besuch der sterbenden Mutter
1993-2009 Chefredakteur der Südthüringer Zeitung
1995-2009 Initiator und langjähriger Vorsitzender des Träger- bzw. Fördervereins der Gedenkstätte Point Alpha
seit 2008 stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Point Alpha Stiftung

Berthold Dücker steht für Zeitzeugengespräche in Thüringen und Hessen zur Verfügung.

Kurzbeschreibung

Berthold Dücker war 16 Jahre alt, als er in die Bundesrepublik floh. Er durchschnitt mit einer Kneifzange den Stacheldraht und überwand das Minenfeld an der innerdeutschen Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Sein erster Aufenthaltsort war das Flüchtlingslager in Gießen. Da er noch minderjährig war, bemühte sich die DDR zunächst um Rückführung. Im Zuge der Ostverträge und der damit verbundenen Amnestiebestimmungen durfte er 1973 – während der Weltjugendspiele in Ost-Berlin – erstmals wieder in die DDR einreisen, allerdings nicht in seinen Heimatort, der im Sperrgebiet lag. In der Bundesrepublik wurde er Journalist, zuletzt war er – bis zum Eintritt in den Ruhestand – fast 17 Jahre Chefredakteur der Südthüringer Zeitung. Er setzte sich federführend dafür ein, das ehemalige US-Camp "Point Alpha" im "Fulda-gap" an der innerdeutschen Grenze vor dem Abriss zu bewahren und zur Gedenkstätte auszubauen (mit jährlich über 130.000 Besuchern). 1993 zog Dücker nach Geisa, in seine alte Heimat, zurück und setzt sich seitdem unermüdlich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur auseinander. Dafür wurde er im Jahr 2000 mit dem Thüringer Verdienstorden geehrt, 2007 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen und im November 2009 im Schloss Bellevue durch Bundespräsident Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 

Interview mit Berthold Dücker über seine Flucht und die Bedeutung des Erinnerns.

Berichte

"Flucht im Wandel der Zeit": Berthold Dücker berichtet von seiner Flucht aus der DDR - Bei der ersten Veranstaltung der Vortragsreihe im Fuldaer Begegnungszentrum "Welchome in Wohnzimmer" hat Berthold Dücker von seiner Flucht 1964 aus seiner Heimat Geismar/Rhön nach Fulda berichtet. Fuldaer Zeitung, 28.11.2017.

"Wehret den Anfängen - immer wieder" - Berthold Dücker spricht anlässlich des 25. Jubiläums der deutschen Einheit in Marburg-Biedenkopf. Hinterländer Anzeiger, 03.10.2015

"Flucht in den Westen: Dem Point-Alpha-Vize half eine Kneifzange" - Thüringische Landeszeitung, 11.08.2015

"Flucht durch das Minenfeld" - Mit der Kneifzange seines Vaters knackte der 16-Jährige Berthold Drücker die Drähte des Grenzzauns und lief Richtungen Westen. Deutschlandradio Kultur - Zeitfragen, 08.04.2015

"Lektionen am Grenzzaun" - Berthold Dücker berichtet von seiner Flucht im August 1964. Er erzählt von der Gründung des Vereins Grenzmuseum Rhön Point Alpha e.V. und der Gedenkstätte. Stuttgarter Nachrichten, 05.11.2014