Zeitzeuge

Thomas Drescher

Schildow, Brandenburg
* 1967

Es waren die mutigen DDR Bürger, die ihre Menschenrechte auf Straßen und in Gefängnissen einforderten, und damit gesamtdeutsche Geschichte schrieben.

Themen
  • politische Haft
  • Freikauf

Biografisches

22.05.1967
in Hennigsdorf geboren
1972-1982 Besuch der Polytechnischen Oberschule in Schildow (Brandenburg)
1983-1984 Ausbildung zum Tischler, u. a. Anstellung beim Deutschen Caritasverband
Januar 1989 Fluchtversuch über die Mauer in Glienicke-Nordbahn, drei Monate Untersuchungshaft in Oranienburg, Verurteilung zu 15 Monaten Haft
Januar bis Oktober 1989 Haft in Zeithain, Zwangsarbeit im Stahlwerk Riesa und Haft in Karl-Marx-Stadt
Oktober 1989 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
seit 1989 wohnhaft in West-Berlin, am 9. November Umzug nach Bremervörde (Niedersachsen), Tätigkeit als Tischler
1991 Umzug nach Berlin
seit 1995 Tätigkeit in einer Brandenburger Bildungseinrichtung
2001 Umzug nach Schildow
2007 Qualifizierung zum Ausbilder
seit 2008 Gitarrist und Sänger der Band THE NOCASTINGS
seit November 2015 Qualifikation und Tätigkeit in einer brandenburgischen Jugendhilfeeinrichtung
seit Februar 2017 Tätigkeit als pädagogische Fachkraft
seit Oktober 2019 Gruppenleiter in einer Behinderteneinrichtung in Brandenburg
 

Veröffentlichungen

Thomas Drescher: "Ein alter Arbeitsvertrag und die Glocken von St. Nicolai" und "Qualitätsprodukte für den Ersten Markt", in: Rohnstock Biografien und Caritas-Werkstatt St. Johannesberg (Hrsg.): 1991–2021. Ich freu' mich auf Montag! Die Geschichte der Caritas-Werkstatt Oranienburg. 2021, S. 108–116 und S. 117–121.

Thomas Drescher: "Der pädagogische Nutzen eigener Selbsterfahrung für die stationäre Jugendhilfe", Facharbeit, Januar 2017.

Wolfgang Wietzker: "Flucht aus der DDR-Diktatur. 101 Zeitzeugenberichte", Helios Verlag, 2013.

Kurzbeschreibung

Thomas Drescher besuchte die Polytechnische Oberschule und erlernte den Beruf eines Tischlers. Schon in der Schulzeit stieß er an Grenzen seiner individuellen Entfaltungsmöglichkeiten, da er sich nicht bevormunden lassen wollte und Fragen stellte. Eine Auseinandersetzung mit seinem Halbbruder stärkte den Wunsch, die DDR zu verlassen. Im Januar 1989 versuchte er mit seinem Freund in Glienicke die Berliner Mauer zu überwinden. Der Versuch scheiterte und beide wurden inhaftiert. Die Untersuchungshaft verbrachten sie in Oranienburg. Das dortige Kreisgericht verurteilte Thomas Drescher zu 15 Monaten Haft. Anschließend wurde er in den Strafvollzug Zeithain gebracht, wo er im Stahlwerk Riesa Zwangsarbeit leisten musste. Im Oktober 1989 wurde er von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.

Thomas Drescher hält eine Rede bei der Kranzniederlegung 60. Jahre Mauerbau und berichtet über seinen gescheiterten Fluchtversuch.

Material

- Identitäts-Bescheinigung DDR von Thomas Drescher (PDF)

- Ausbürgerungsurkunde von Thomas Drescher (Fiedler, PDF)


Berichte

"Flucht, Haft, Albträume" - Schülerinnen und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums Oranienburg befragten Thomas Drescher nach seinem Fluchtversuch im Januar 1989. Die Zwölfklässer interessierten sich auch für seine Erlebnisse in Haft, die Verhöre und den Freikauf. Märkische Onlinezeitung, 02.12.2015.

"Kinder wollen Grundgesetz ändern" - Die 7- bis 10-Jährigen hatten etliche Fragen zu ihrem Gespräch mit Thomas Drescher mitgebracht. Die Grundschüler des Horts "Bornstedter Feld" bilden ein Kinderparlament und beschäftigen sich besonders mit Fragen nach Freiheit und Kinderrechten. Potsdamer Neueste Nachrichten, 02.12.2014

"Das Tatwerkzeug war eine Leiter" - Thomas Drescher berichtete in der Gedenkstätte "Lindenstraße 54" von seiner versuchten Republikflucht.

"A gatas conseguimos burlar la torre de vigilancia" - Die spanische Zeitung La Razón berichtet über die Erfahrungen von Thomas Drescher in der DDR. La Razón, 02.11.2014