Zeitzeuge

Katrin Büchel

Tangermünde, Sachsen-Anhalt
* 1966

Freiheit – nur der, dem sie genommen wurde, hat die leiseste Ahnung davon, was sie bedeutet!

Themen
  • Heimerfahrungen
  • historische Aufarbeitung
  • Kunst/Kultur/Literatur

Biografisches

1966 in Thüringen geboren
1972 Besuch der Hauptschule Ilmenau
1980-1984 Aufenthalt im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau (GJWH); 3,5-jährige erzwungene Ausbildung; Entschluss, Künstlerin zu werden
1990 Übersiedlung nach Bayern, tiefergehende Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Ausdruck und den digitalen Medien
2000 Umzug nach Hessen
seit 2009 Einzel- und Gruppenausstellungen bundesweit
2013 erfolgreiche Rehabilitierung für die Zeit in Torgau durch das Landgericht Berlin
2015 Umzug nach Berlin, seit vielen Jahren Beteiligung an Ausstellungen der Kunststation Kleinsassen
heute in Sachsen-Anhalt zu Hause
 

Kurzbeschreibung

Mit 14 Jahren war ich in der ehemaligen DDR und der da herrschenden SED-Diktatur eines der vielen Opfer erziehungspolitischer Fehlentscheidungen.
Ich wurde für mehr als drei Jahre gegen meinen Willen in verschiedene Durchgangsheime und Jugendwerkhöfe gesperrt. Davon war ich fast ein halbes Jahr im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau interniert. Es wurde versucht, meinen jugendlichen Willen nach Freiheit und Selbstbestimmung zu brechen und mich unter Zwang "sozialistisch" umzuerziehen.
Die Verhältnisse in Torgau empfand ich als erniedrigend, menschenverachtend, unwürdig, geprägt von demütigender Gewalt und von einer rechtsstaatswidrigen Freiheitsentziehung.
Heute verarbeite ich meine traumatischen Erlebnisse zu Kunst – sie wurde in den letzten Jahren u. a. in vielen verschiedenen Gedenkstätten deutschlandweit präsentiert.

Berichte

"Dunkelkammer Torgau" - Interview mit Katrin Büchel über den Jugendwerkhof Torgau. Rathaus Nachrichten Lichtenberg, 07.12.2016.

"Der Horror des DDR-Jugendwerkhofs Torgau" - Katrin Büchel über die fotografische Verarbeitung ihrer Erlebnisse in Torgau. Deutschlandfunk, 14.02.2017.

Videos

"Anzahl der Freiheitsgrade" - in ihrem 20-minütigen Kurzfilm mit 3D-Animation verfremdet Katrin Büchel künstlerisch ihre traumatischen Erfahrungen von Eingesperrtsein, Willkür und Zwang.

"so nah... weit fern - Bilder aus der Hafterfahrung" (eine Kunstausstellung mit Bildern von Katrin Büchel) - Eröffnungsrede des Kurators Manfred May am 3.10.2014 in der Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt über einen Weg, sich die Ausstellung und die Kunstwerke zu erschließen. YouTube Video, 16.11.2014.