Zeitzeuge

Heidi Bohley

Dresden, Sachsen
* 1950

Wir können nichts ändern, aber wir müssen darauf achten, dass wir uns nicht verkaufen, dass wir anständig bleiben.

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • deutsche Einheit
  • historische Aufarbeitung

Biografisches

1950 in Görlitz geboren
1969-1971 Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale
1982 Initiatorin der halleschen Gruppe „Frauen für den Frieden“
1984 Entlassung als Bibliothekarin der Universitätsbibliothek aus politischen Gründen, danach Arbeit an der Kirchenmusikschule Halle, später freiberuflich tätig
1989 Mitgründung des „Neuen Forums“
1990-2000 Mitglied im Stadtrat von Halle, Fraktion „Neues Forum“
seit 1998 Projektkoordinatorin im Zeit-Geschichte(n) e.V. Halle

www.zeit-geschichten.de

Kurzbeschreibung

Nach der Vertreibung aus Schlesien bot die evangelische Kirche Heidi Bohleys Eltern Heimat und Schutz vor geistiger Gleichschaltung. Nach dem 17. Juni 1953 wurde der Vater verhaftet, kam aber nach einigen Tagen frei. Auch ohne Jugendweihe konnte Heidi Bohley die EOS besuchen und ein Studium aufnehmen. In Halle wurde ihr Freundeskreis vom MfS in einem „Operativen Vorgang“ namens Parasit „bearbeitet“. 1973 folgte die Verhaftung und Verurteilung eines Freundes zu fünf Jahren Haft wegen „staatsfeindlicher Gruppenbildung“. In den folgenden Jahren verließen viele ihrer Freunde die DDR – mittels Ausreiseanträgen, Fluchtversuchen, Haft und Freikauf. Ab 1982 entstand durch die gemeinsame Beteiligung an einer Protesteingabe gegen das neue Wehrdienstgesetz und die Gründung der Gruppe „Frauen für den Frieden“ ein neuer Freundeskreis, diesmal „bearbeitet“ im „Operativen Vorgang Wespen“.
1989 gehörte sie in Halle zu den Initiatoren des „Neuen Forums“. 1995 gründete sie mit Gleichgesinnten den parteipolitisch unabhängigen Verein Zeit-Geschichte(n), für den sie seit 1998 als Projektkoordinatorin arbeitet.

Heidi Bohley im Gespräch mit dem Stasimuseum Berlin.

Berichte

"Gewalt und Festnahmen im Stadtzentrum" - Heidi Bohley erinnert sich an den 9. Oktober 1989 in Halle. Mitteldeutsche Zeitung, 8.10.2014

"4.500 Namen veröffentlicht - Warum die IM-Liste von Halle bis heute einmalig ist" - Im Juli 1992 veröffentlichte das Neue Forum eine Liste mit Namen von Inoffiziellen Mitarbeitern in Halle. Heidi Bohley erinnert sich an die vorangegangenen Diskussionen und an den Ansturm im Reformhaus an der Klausbrücke. Mitteldeutsche Zeitung, 17.7.2017.