Zeitzeuge

Eberhard Baron

Hildesheim, Niedersachsen
* 1937

Ein demokratischer Sozialismus ist ebenso unmöglich wie ein demokratischer Faschismus.

Themen
  • deutsche Einheit
  • Mauerbau 13. August 1961
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • Umbruchserfahrungen seit 1989/90

Biografisches

1937 geboren, verheiratet, drei Kinder
1954 Ausbildung als Feinmechaniker, anschließend Studium und Abschluss als Ingenieur für Feinwerktechnik 
ab 1963 Maschinenbau-Studium und Tätigkeit als Fachschullehrer
bis 1970 Stellvertreter des Leiters einer betrieblichen Bildungsstätte in Sachsen
1971 Abschluss als Diplom-Ingenieur
1970-1983 Angestellter in der Verwaltung einer Technischen Hochschule der DDR
1983 Ausreiseantrag und daraufhin (Straf-)Tätigkeit als Schlosser
1984 Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland
1984-2001 Aufbau und Leitung der Zentralstelle für Weiterbildung an einer Technischen Universität in Niedersachsen
ab 1989 nebenberuflich Organisation und Leitung von Seminaren über Marktwirtschaft für Fach- und Führungskräfte Volkseigener Betriebe (VEB) der DDR und Kombinate der Bauwirtschaft der Ukraine

Eberhard Baron kann leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Zeitzeuge tätig sein.


Veröffentlichung

Neckel, Eberhard: Der Ausreiseantrag – Mit dem Wind und gegen den Wind. Books on Demand: 2008.

Kurzbeschreibung

Als Heranwachsender erlebte ich in Schlesien das fürchterliche Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Gründungsjahr der DDR war ich zwölf Jahre alt und hatte vier schlimme Hungerjahre und die Einstimmung auf den Sozialismus hinter mir. Meine Familie war nach dem Zusammenbruch des NS-Reichs in das obere Erzgebirge umgesiedelt worden. Wir kamen auf direktem Wege von einem menschenverachtenden System in das nächste. Ich wuchs in den Sozialismus hinein, der von seinen Bürgern die Unterordnung unter das Kollektiv forderte. Zu Hause und später in der eigenen Familie konnte ich frei reden, in der Öffentlichkeit musste ich vorsichtig sein und führte das Doppelleben eines angepassten DDR-Bürgers. Meine Unterordnung unter die SED-Ideologie war schleichend. Um studieren zu können, trat ich in die SED ein, später trat ich den Kampfgruppen bei. Ich musste mir immer mehr eingestehen, dass ich mit meinem Verhalten ein treuer Mitläufer des Systems geworden war. Kurz, meine Situation konnte nicht so andauern. Entweder eine radikale Wende oder die völlige Unterwerfung unter das Regime. Aber Letzteres kam für mich nicht infrage. Daher stellte ich einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik Deutschland. Dort war zunächst alles neu und fremd, aber bald lernte ich viele freundliche und hilfsbereite Menschen kennen, die mir halfen, mich in der neuen Heimat einzuleben.