Kurzbeschreibung
Am Anfang war eine behütete Kindheit. Aber bald wurde klar, dass sich christliches Engagement und Staatsdoktrin nicht miteinander vertragen. Wer nicht für den Staat war, war automatisch dagegen, Zwischentöne gab es nicht. Entweder man engagierte sich für den "Aufbau des Sozialismus" oder man war ein Staatsfeind. Zunächst habe ich das gar nicht verstanden. Ich wollte etwas für Menschen und Meinungsbildung tun, aber die Meinung war vorgegeben. Das passte mir nicht. Ich wollte kein Staatsfeind sein, sondern meine eigenen Gedanken denken und danach handeln dürfen! Schon war ich ein "Unangepasster". Ich habe gelernt eine eigene Meinung zu haben, sie sachlich zu vertreten und genau zu prüfen, wo Widerstand oder Kompromiss die bessere Lösung sind. Ich habe gelernt auf mein Gewissen zu hören, mich nicht unbedacht auf Mehrheitsmeinungen zu verlassen und auch, dass Selbstbewusstsein wichtig ist, aber man schauen muss, wie es dem Anderen geht.
Die DDR hatte Angst vor den Andersdenkenden: Was nicht in ihr Schema passte, wurde bekämpft. Viele Menschen haben dieses Schwarz-Weiß-Denken verinnerlicht und kommen in unserer komplexen, interessanten, manchmal unübersichtlichen Welt nicht davon los. So entstehen radikale Meinungen - eigentlich oft aus Angst, die Welt nicht mehr zu durchschauen. Meine Frage: Wie können wir den Leuten helfen, dass sie mutig, gespannt, interessiert, angstüberwindend Neues an sich heran lassen und diese Haltung als Gewinn erleben?