Kurzbeschreibung
Als mir während meiner Schulzeit die Teilnahme an den Konfirmationsstunden verwehrt wurde, bemerkte ich das erste Mal, wie die SED-Diktatur mein Leben begrenzte. Bei einem Verstoß wäre meinem Vater der Arbeitsplatz gekündigt worden. Später setzte er sich dafür ein, dass ich die Erweiterte Oberschule in Erfurt besuchen konnte – tatsächlich war es mir möglich, das Abitur abzulegen.
An der Universität in Jena wollte mich ein Professor als Doktorand an seinen Lehrstuhl holen. Zwingende Voraussetzung dafür wäre die Mitgliedschaft in der SED gewesen, weshalb sich dieser Weg für mich zerschlug.
Mit meinem großen Ehrgeiz in Schule und Studium versuchte ich, meine krankheitsbedingten Auszeiten zu kompensieren. Seit meiner Geburt bin ich an der Erbkrankheit Hämophilie A mit schwerer Verlaufsform erkrankt. Die lebensnotwendigen Medikamente waren in der DDR Mangelware. Die Kosten für die Herstellung der Präparate sind sehr hoch, die Anzahl der Bluter in der DDR war sehr gering. Der Vorsitzende der Gesellschaft für Hämatologie und Bluttransfusion der DDR erteilte mir damals eine Absage für den Zugriff auf die Medikamente. Diese aber waren notwendig für eine Lebensplanung über die ersten 30 Jahre hinaus. Immer wieder habe ich das Gesundheitswesen mit schriftlichen Eingaben angegriffen und habe mich nicht einschüchtern lassen. Meine Anträge auf eine Behandlung in Österreich, der Schweiz oder der Bundesrepublik Deutschland wurden kommentarlos abgelehnt. Stattdessen wurde ich von der Prophylaxe ausgeschlossen, sodass ich immer häufiger krankheitsbedingte Auszeiten nehmen musste.
Nach einem Berufs- und Arbeitsverbot kam es im Juni 1988 zu einer Zwangsausbürgerung. In Westdeutschland konnte ich mich gesundheitlich erholen und meine Arbeit fortsetzen.