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Rezension zu www.workuta.de

  • Typ Publikationen
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Gulag-Gefangene gelten als die vergessenen Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft. Um dem Vergessen entgegenzuwirken und um an die Opfer zu erinnern rief Stefan Krikowski das Projekt workuta.de ins Leben, welches im September 2013 online ging.

Ungefähr 35.000 deutsche Staatsbürger wurden von 1945 bis 1953 in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR von sowjetischen Militärtribunalen abgeurteilt. Meist wurden sie zu 25 Jahren Arbeitslager in Workuta, im Norden Russlands verurteilt. Mindestens 1.000 Menschen verloren durch Hinrichtungen ihr Leben.

Auf der Startseite befinden sich zum Beispiel allgemeine Informationen über das Projekt workuta.de, über den Archipel Gulag und Hintergründe zur Sowjetischen Militärjustiz.

Die 36 auf dem Portal vorgestellten Zeitzeugen stehen repräsentativ für alle Gefangen. Unter dem Punkt "Biografien" befinden sich neben Schilderungen ihrer Erlebnisse auch Dokumente und Fotografien, die an die Haft- oder Lagererfahrungen erinnern. Neben den 27 Männern, vier Frauen und Angehörigen, die über die Erfahrungen von fünf bereits verstorbenen Zeitzeugen berichten, sind Namen von weiteren Gulag-Überlebenden genannt. Die Profile dieser weiteren Personen sind bereits auf anderen Portalen dokumentiert. Insgesamt kann so 161 ehemaligen Gulag-Gefangenen ein Name, ein Gesicht und eine Stimme gegeben werden.

Unter dem Menüpunkt "Info" lässt sich der Artikel 58 des Strafgesetzbuches der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik finden. Auf Basis dieses Artikels wurden die Häftlinge angeklagt. Außerdem werden ein Glossar, eine Auswahlbiographie, eine Linkliste und Quellennachweise bereitgestellt. Zwei Synopsen zeigen auf einen Blick, welche Informationen bei welchen Zeitzeugen zu finden sind.

Ergänzt wird die Seite durch eine "Bildergalerie" und Hinweise auf Veranstaltungen oder Buchneuerscheinung unter dem Punkt "Aktuelles".

Das Projekt und die Konzeption der Internetseite sind meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Die Internetseite bietet einen guten Einstieg in die Thematik und bietet viele Anknüpfungspunkte für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema. Hoffentlich kann das Projekt dazu beitragen, die kaum beachtete und nahezu unbekannte Thematik in das Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Die Autorin:
Maren Perschke studiert Politikwissenschaften und Geschichte an der Universität Trier und hat von August bis Ende September 2013 ein Praktikum bei der Bundesstiftung Aufarbeitung absolviert.