Kurzbeschreibung
Krüppel? Nein, es waren keine Krüppel. Es waren behinderte Kinder, die ich zu einer unserer Vorstellungen eingeladen hatte, damit sie mit gleichaltrigen Schulkindern ein gemeinsames Theatererlebnis haben konnten. Denn das war der Sinn meines Stückes. Kinder sollten das jeweilige Anderssein kennenlernen, sollten Vielfalt und Toleranz als Werte begreifen. Es war ein mühsames Unterfangen. Denn alles, was anders aussah, anders dachte und anders leben wollte, wurde in der DDR systematisch bekämpft und ausgegrenzt. Das Erziehungsziel war die "entwickelte sozialistische Persönlichkeit". Das wirkte sich auf den Umgang der Menschen untereinander aus, auf künstlerische Inhalte, auf die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen. Um dem etwas entgegenzusetzen, hatte ich das Theater gegründet. Kurz vor der ersten Premiere erhielten wir prompt ein Spielverbot. Das Stück sei ein "Aufruf zur Anarchie". Ich habe es als Kompliment genommen. Denn wie heißt es in Herbert Grönemeyers "Kinder an die Macht"? Sie - die Kinder - sind die wahren Anarchisten! Als wir letztlich doch spielen konnten, erlebten wir regelmäßig kleine Wunder. Ob behindert oder nicht behindert, das spielte für die Kinder am Ende der Vorstellungen keine Rolle mehr. Die zitierte Lehrerin allerdings setzte alles daran, um ihre Drohung wahr zu machen. Aus ihrem Umfeld kam nie wieder eine Schulklasse zu uns.