Kurzbeschreibung
Josephine Keßling erhielt trotz eines Notendurchschnitts von 1,7 keinen Platz auf dem Gymnasium. Statt des Abiturs machte sie eine Ausbildung zur Facharbeiterin für Porzellanherstellung in Kahla, arbeitete aber nie in diesem Beruf. Nach ihrem Umzug nach Halle/Saale im Jahr 1980 war sie als Medizinische Hilfskraft in einer Kinderpsychiatrie beschäftigt. Im gleichen Zeitraum begann ihr Engagement in der Jungen Gemeinde Halle-Neustadt. Sie wirkte an der Planung der Werkstatttage in 1981 und 1982 mit, an denen im Mai 1980 mehr als 700 Jugendliche teilnahmen. Die Staatssicherheit beobachtete diese Treffen mit Argwohn und so geriet auf Josephine Kessling in den Blick der Stasi. Die 18-Jährige beteiligte sich am Beschluss zur ersten Friedensdekade "Schwerter zu Pflugscharen" in Dresden, war aktiv in der Basisgruppe "Sozialer Friedensdienst" und plante Friedensgebete in Halle. Ihre Unterschrift unter den Berliner Apell "Frieden schaffen ohne Waffen" konnte sie nicht leisten, dies wusste die Stasi zu verhindern. 1983 wurde ihr zwei Jahre zuvor gestellter Ausreiseantrag genehmigt. Im Westen machte Josephine Kessling Station in Baden-Württemberg, Bayern, in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, sie bekam vier Kinder und lebt seit 2014 in Niedersachsen.